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Das Frühlings-Rätsel

  • helmut-schreibt
  • 25. Apr.
  • 5 Min. Lesezeit

Endlich war es so weit. Als Mila aus der Schule nach Hause kam, standen die Koffer schon im Flur bereit. Ihre Eltern saßen im Wohnzimmer und unterhielten sich.

„Jetzt kann es losgehen!“, rief sie beim Hereinkommen.

„Langsam, Kleines. Zuerst essen wir noch zusammen.“

„Sagt ihr mir dann endlich, wohin wir fahren?“

„In ein kleines Städtchen in der Eifel“, antworte ihre Mutter. „Mehr verrate ich noch nicht. Es ist ein ganz besonders schöner Ort und wir werden viel Spaß dort haben.“

„Und was machen wir da?“

„Lass dich überraschen.“

 

Die Fahrt dauerte schon über eine Stunde und Mila wurde langweilig.

„Sind wir bald da?“, fragte sie alle fünf Minuten.

Endlich hielt Papa mitten in einem Dorf an. Entsetzt blickte Mila durch die Autoscheibe. Das sollte ein besonderer Ort sein? Alte Häuser und enge Gassen. Die Gebäude sahen aus wie Spielhäuser. In den weißen Wänden waren dunkle Holzbalken zu sehen, die wie ein riesiges Gitter aussahen. Gemeinsam gingen sie auf so ein seltsames Haus zu. Die Tür aus schwerem Holz knarrte, als Papa sie öffnete.

 

Eine alte Frau begrüßte sie und gab ihnen die Schlüssel für ihr Zimmer.

„Du musst Mila sein“, sagte sie und schaute das Mädchen lächelnd an. „Du freust dich sicher schon auf das Abenteuer.“

„Welche Abenteuer könnte es hier geben?“, fragte Mila mürrisch.

Wo hatten ihre Eltern sie nur hingeschleppt?

 

Als sie wenige Minuten später in ihrem Zimmer waren, holte Mama einen bunten Zettel aus ihrer Handtasche. Darauf stand in großen Buchstaben:


FRÜHLINGS-SCHATZSUCHE


„Was ist das?“, fragte Mila. Sie war nun neugierig geworden.

„Hier im Ort wird jedes Jahr zum Maifeiertag eine Schatzsuche für Kinder und ihre Eltern organisiert“, verriet Mama.

 

Am nächsten Morgen zogen sich Mila und ihre Eltern warme Kleidung und feste Schuhe an und gingen auf den Marktplatz. Dort standen bereits einige Kinder und Erwachsene. Ein junger Mann stellte sich auf den Rand eines Brunnens, damit man ihn besser sehen konnte. Er hob eine Hand und es wurde still.

„Guten Morgen. Wie jedes Jahr findet unser Abenteuer im nahen Zauberwald statt. Die Rätsel können nur durch euer Naturwissen gelöst werden. Startpunkt ist der große Parkplatz am Wald. Jeder kann starten, wann er möchte. Viel Spaß und Erfolg.“

 

Am Startpunkt hing ein großes Schild an einem Baum. Es zeigte den ersten Hinweis:

 

Wollt ihr das Rätsel sehen, müsst ihr nach Osten gehen!

 

„Hier gibt es drei verschiedene Wege, welcher ist denn jetzt der richtige?“, fragte Mila verzweifelt.

„Na, überleg doch mal!“, meinte Papa. „Schau in den Himmel. Was siehst du da?“

„Die Sonne.“

„Weißt du, wo sie aufgeht?“

„Ja klar, im Osten.“

„Dann weißt du jetzt auch, wo wir hinmüssen, oder?“

Mila zeigte mit ihrem Finger zur Sonne. „Da lang!“

 

Der Weg führte sie in den Wald hinein, der schon bald sehr dicht wurde. Das Licht kam kaum bis zum Boden und es wurde dämmrig. Nach einigen Minuten sahen sie vor sich eine Kreuzung. Dort stand ein großer Korb voll grüner Blätter. Daran hing ein Schild mit dem zweiten Hinweis:

 

Nehmt nur ein Blatt euch fort, im Süden liegt der nächste Ort!

 

Mila lief hin und nahm eins heraus.

„Das ist ja leicht“, meinte sie. „Wir sind nach Osten gegangen, also müssen wir uns jetzt rechts halten.“

„So einfach ist es nicht. Der Weg hatte viele Kurven und wir wissen nicht, in welche Richtung wir zuletzt gelaufen sind.“ Mama schaute ratlos nach oben. „Die Bäume sind so dicht, dass man die Sonne nicht erkennen kann. Was machen wir denn jetzt?“

„Moos“, sagte Papa.

„Was ist damit?“ Mila konnte zwar sehen, dass auf einigen Baumstämmen dieses komische grüne Zeug wuchs, aber wie konnte ihnen das weiterhelfen?

„Es wächst oft auf der schattigen Seite von Bäumen oder Steinen, wo wenig Sonne hinkommt“, erklärte Papa. „Wer weiß denn, wie die Sonne wandert?“

„Oh, das weiß ich“, rief Mila. „In der Schule haben wir einen Reim gelernt: Im Osten geht die Sonne auf, im Süden steigt sie hoch hinauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen.“

„Sehr gut“, lobte Mama. „Und wenn wir viel Moos finden, wissen wir, wo Norden ist.“

Ein paar Meter entfernt lag ein riesiger Felsbrocken. Mila lief hin und sucht die Seite mit dem Moospolster.

„Wir müssen da lang“, rief sie und zeigte in die Richtung gegenüber. „Dort ist Süden!“

 

Der Weg führte sie an eine Kreuzung, wo Mila den nächsten Korb fand. Sie nahm ein Blatt heraus. Auf dem Schild stand diesmal:

 

Wollt ihr weitere Hinweise sehen, so müsst ihr Richtung Birke gehen!

 

„Na super!“ Sie schaute sich um. „Wie sieht denn eine Birke aus?“

„Die sind ziemlich einfach zu erkennen“, erklärte Mama. „Sie haben eine weiße Rinde mit schwarzen Rissen.“

„So wie die da hinten?“ Mila zeigte auf eine Gruppe von Bäumen.

„Genau, dort gehen wir jetzt weiter.“

 

Nach zwanzig Minuten kamen sie an eine große Lichtung. Mitten auf der Wiese stand ein Korb. Mila lief jubelnd hin und nahm sich erneut ein Blatt heraus. Nun hatte sie drei verschiedene in der Hand.

 

Auf dem Hinweisschild las sie:

 

Sucht die Ameisenhaufen, in diese Richtung müsst ihr laufen!

 

„Wo sollen wir denn hier Ameisenhaufen finden?“, fragte Mila. „Auf der Wiese vielleicht?“

Papa holte sein Handy aus der Hosentasche.

„Man kann ja nicht alles wissen“, meinte er.

Nach einer Weile verkündete er: „Aha! Ameisen bauen ihre Hügel gern auf der sonnigen Seite von Lichtungen. Du brauchst also nur noch zu prüfen, wo Süden ist.“

Mila zeigte zur Sonne, die hoch am Himmel stand.

„Da!“

 

Sie liefen quer über die Wiese und sahen am Waldrand zwei große Erdhügel, auf denen Tausende Ameisen herumkrabbelten. Dahinter verlief ein schmaler Pfad. Dem folgten die drei.

Es dauerte nicht lange und sie kamen an einen Bach mit einer Holzbrücke darüber. Als sie diese überquerten, sahen sie den Korb, der an einer Weggabelung stand. An einem Holzpfosten hing wieder ein Schild.

 

Den richtigen Weg findet man, schaut ihr euch die Blätter an!

 

Darunter zeigte ein Pfeil nach links, über dem ein großes L geschrieben war. Nach rechts war es ein Pfeil mit einem P.

 

„Zeige mir doch mal die Blätter, die du gesammelt hast“, sagte Papa.

Mila legte alle vier nebeneinander auf den Boden.

„Okay, schauen wir mal. Hier ist das Blatt einer Eiche. An den runden Lappen am Rand kann man es leicht erkennen. Das daneben ist ein Ahornblatt. Es sieht aus wie eine kleine grüne Hand mit fünf spitzen Fingern, die wie ein Stern in alle Richtungen zeigen. Was aussieht wie ein Herz, ist ein Lindenblatt. Zu guter Letzt haben wir hier das Blatt einer Esche. Mit seinen vielen einzelnen Blättchen erinnert es an eine grüne Feder. Wir haben also Blätter von Eiche, Ahorn, Linde und Esche.“

„Ich weiß es!“, rief Mila. „L wie Linde! Einen Baum, der mit P anfängt, haben wir nicht dabei.“

Sie folgten dem Pfeil mit dem L. Schon bald hörten sie laute Stimmen und das Lachen von Kindern. Sie hatten ihr Ziel erreicht und wurden mit Applaus empfangen.

Für Mila gab es eine Urkunde und einen Pokal, der aussah wie ein kleiner Baum. Sie freute sich riesig und war sehr stolz auf sich.


Aber der schönste Schatz war, dass sie viel über die Natur gelernt hatte und einen tollen Tag mit ihren Eltern erleben durfte.

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Letzte Aktualisierung: Mai 2025

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